Trainer von Katinka Hosszu

Wiesbaden – Am 27. April referierte Arpad Petrov Trainer der berühmten und wohl derzeit erfolgreichsten Schwimmerin weltweit Katinka Hosszu vor 47 Schwimmtrainer aus ganz Deutschland...
Darunter befanden sich bekannte Gesichter wie Nicole Endruschat die mit weiteren vier Kollegen aus Essen angereist war. Auch der Landestrainer Nachwuchs Benjamin Friedrich des Hessischen Schwimmerbandes folgte der Einladung von Oliver Großmann, der die Veranstaltung in Wiesbaden organisiert hat.
Pünktlich um 09:30 Uhr begrüßte Großmann seine Gäste. Auch Arapd Petrov stellte sich den Teilnehmern vor. Petrov referierte ausführlich über seine Trainingsphilosophie, stellte die Marke IRONSWIM
vor und was dahinter steckt, er zog immer wieder interessante Vergleiche zum Schwimmsport in Deutschland. Schnell wurde klar, dass der Schwimmsport im Vergleich zu Ungarn in Deutschland viel
weniger Stellenwert genießt. Petrov gab hierzu einige Einblicke wie z.B. das in Ungarn erst trainiert wird und dann kommen die Badegäste, die nicht selten noch einige Minuten bis zum Einlass
warten müssen, bis Petrov sein Training beendet hat.
Einige Seminarteilnehmer gaben schnell zu verstehen, das in Deutschland vielerorts die Badegäste einen deutlich höheren Stellenwert genießen, wie der Schwimmsport. Auch in Hessen müssen
Schwimmerinnen und Schwimmer ständig Bädegästen den Vorrang geben, Rücksicht nehmen oder sogar ganz auf das Training verzichten.
Trainiert wird in der Duna Arena in Ungarn im Wettkampfbecken 50 x 25 x 3 Meter (Austragungsort der WM 2017). Des weiteren verfügt die Anlage über ein Aufwärmbecken 50 x 25 x 2,20/2,80 Meter
(zwei Tiefen wegen Hubboden), ein Sprungbecken 25 x 22 x 5 Meter, ein Lehrschwimmbecken 12,5 x 8 x 0,8 Meter.
Klare Unterscheide zum deutschen System wurden auch in der Art und Weise der Talentsichtung und Talentförderung deutlich. In Ungarn wird dies u.a. vom Unternehmen IRON SWIM eine Marke und
Unternehmen von Katinka Hosszu durchgeführt. Ein Talent in Ungarn ist nicht nur der Schwimmer der am schnellsten schwimmt. Es werden viele weitere Faktoren bei der Talentsichtung berücksichtigt.
Auch darf das Unternehmen, das einer gemeinnützigen GmbH gleicht im Gegensatz zu Deutschland an Schwimmwettbewerben teilnehmen. Eine Zusammenarbeit mit den Verbänden ist in Ungarn ein kann, aber
kein muss. IRON SWIM verfügt auch über eine Mannschaft, die der ISL angehört. Hierfür müssen jährlich 250.000 Euro Budget zur Verfügung gestellt werden. Die Mitgliedsbeiträge in Höhe von ca.
40,-- Euro monatlich, Meldegelder und Reisekosten etc. müssen vom Athleten selber getragen werden. Wer im Profiteam von Apard Petrov trainieren möchte ist mit 50.000 Euro jährlich dabei.
Eine Talentsichtung in Deutschland scheitert regelmäßig daran, das Schulen und Schulämter kein Interesse zeigen. In Ungarn wird jedem Kind durch Vorschwimmen oder dem Besuch einer Talentgruppe
ermöglicht am Schwimmsport teilzunehmen. In Deutschland hingegen müssen die Trainer und Vereinsvertreter hoffen, das die Türe mal wieder aufgeht, ein Kind herein kommt und Schwimmsport betreiben
möchte. Die ständig rückläufigen Zahlen bei Schwimmwettbewerben belegen, das Deutsche System ist im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig. In manchen Regionen gelingt es nicht
einmal einen Kreis- oder Regionalentscheid -Jugend trainiert für Olympia- auf die Beine zu stellen.
Die Bereitschaft zum Ehrenamt singt von Jahr zu Jahr. Schon längst müsste das Ehrenamt durch mehr Professionalität gestärkt werden. Eine Lösung könnte sein, das die Landessportverbände neben dem
gemeinnützigen Verein auch Schwimmschulen und andere juristische Formen zur Mitgliedschaft zulassen. Großes erstaunen ging durch die Runde der Seminarteilnehmer als Petrov erwähnte, das
ungarische Schwimmtrainer eine Lebenslange Rente beziehen, sofern einer seiner Athleten eine Medaille bei Olympia gewonnen hat. Ein Trainer in Ungarn geht mit 46 ein Athlet mit 36 Jahren in
Rente.
Trainingseinheit am Nachmittag im Kleinfeldchen Schwimmbecken
Am Nachmittag kam der Praktische Teil dran. Die anwesenden Schwimmtrainer und Seminarteilnehmer konnten ein Training von Arpad Petrov verfolgen. Topschwimmer des SC Wiesbaden wie Jenny Mensing, Felix Ziemann und fünf weitere Nachwuchsathleten wurden 1,5 Stunden mit ungarischen Methoden trainiert. Große Serien mit viel Abwechslung und hohen Belastungen standen auf dem Programm.
Zum Abschluss des wirklich sehr informativen Tages wurde noch im Vereinsheim des SC Wiesbaden am Schiersteiner Hafen gerillt. Petrov stand den Teilnehmern weiterhin Rede und Antwort. Auch der Präsident des Hessischen Schwimmverbandes Michael Scragg kam am Abend zur kurzen Stippvisite vorbei.
Im Herbst werden wir erneut von IRON SWIM etwas in Hessen zu sehen bekommen, ca. 10 Nachwuchsschwimmer werden beim 3. Meeuw Cup im November in Wiesbaden an den Start gehen.
www.swimsportnews-hessen.de (Ulrich Link) +++